Ein Beitrag von Stephanie Hagemann-Wilholt (TIB), Marleen Burger (TIB), Britta Dreyer (TIB), Antonia Schrader (Helmholtz Open Science Office), Heinz Pampel (Helmholtz Open Science Office) & Stephanie Glagla-Dietz (DNB)
Warum ORCID?
Die Open-Science-Bewegung zielt darauf, Forschungsergebnisse möglichst barrierefrei für eine möglichst große Zahl von Forschenden zugänglich zu machen. Öffentlich geförderte Institutionen – wie Forschungseinrichtungen und ihre Bibliotheken als Repositorienbetreiber:innen für klassische Publikationen, Forschungsdaten und andere Ressourcen – spielen eine wichtige Rolle, um dieses Ziel zu verwirklichen und einen offenen Zugang zu Forschungsressourcen zu ermöglichen. Persistente Identifier (PIDs) unterstützen – insbesondere durch ihre Vernetzungsfunktion – die nachhaltige Auffind- und Nachnutzbarkeit von Forschungsergebnissen über Repositoriengrenzen hinweg und nehmen damit eine zentrale Funktion in der Landschaft der Informationsinfrastrukturen ein.
Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) bezeichnet PIDs, wie die ORCID iD und den Digital Object Identifier (DOI) als „Voraussetzung für die Funktionalität“ (RfII 2016, 31) von wissenschaftlichen Nachweissystemen. ORCID wurde jüngst von der internationalen Initiative Invest in Open Infrastructure (IOI) als einer der zehn weltweit relevanten offenen Infrastrukturservices im Catalog of Open Infrastructure Services (COIs) gelistet.
Grundlage für die Bewertung von IOI ist eine verlässliche technologische Basis, in der in Governance und Workflows die Prinzipien von Verantwortlichkeit, Transparenz und Vertrauen verankert sind, statt der Erzeugung proprietärer Daten und Strukturen sowie die Bereitstellung inklusiver Services, um technische und soziale Barrieren abzubauen bzw. zu verhindern.
PID-Akteure wie ORCID (Inc.) für die Autor:innenidentifikation oder DataCite als Registrierungsagentur für DOI gehören zu den community-basierten, internationalen Mitgliederorganisationen, deren gemeinnützige Zwecke und Governance in einer registrierten Vereinssatzung festgelegt sind. ORCID ist eine nicht-profitorientierte Körperschaft vom Typ 501(c), deren Ziel die Förderung von Wissenschaft ist. Die offenen Prinzipien (ORCID Principles) und die strategischen Entwicklungen werden aktiv von den derzeit 1200 institutionellen Mitgliedern durch ihre Vertreter:innen in verschiedenen Gremien wie Vorstand, Steuer- und Arbeitsgruppen bestimmt. Bei der Zusammensetzung der Gremien wird auf Diversität u. a. bezüglich Organisationstypen, geografischer Lage und Fachdisziplin geachtet. Das ORCID Deutschland Konsortium vertritt die Interessen der wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland sowohl in Arbeitsgruppen als auch in regelmäßigen direkten Dialogen. Als drittgrößtes ORCID-Konsortium weltweit ist es ein wichtiger Ansprechpartner für ORCID Inc. So konnte im Rahmen der Interessenvertretung ein wichtiger Bedarf des ORCID Deutschland Konsortiums, das Member Portal, das auf einen Blick Statistiken rund um die ORCID iD anzeigt, von ORCID Inc. verwirklicht werden.
Welchen Vorteil haben Forschende durch ORCID?
Für Forschende ist die Verwendung von ORCID an vielen Stellen in ihrem wissenschaftlichen Alltag von Vorteil.
Die ORCID iD ermöglicht es, den eigenen Namen zuverlässig mit den eigenen Publikationen, der eigenen Arbeitsstelle oder einer Förderorganisation zu verknüpfen und sich von anderen Forschenden, die möglicherweise unter dem gleichen Namen im selben Fachbereich oder an der gleichen Einrichtung forschen, zu unterscheiden. Die kostenfreie und digitale ID kann in zahlreichen Systemen verwendet werden und bleibt auch bei Namensänderung oder dem Wechsel der Arbeitsstelle bestehen.
So können Forschende ihre ORCID iD bspw. bei der Einreichung von Manuskripten, Konferenzbeiträgen, Forschungsdaten oder eines Projektantrags bei einer Förderorganisation angeben, sodass entsprechende Formulare mit von den Wissenschaflter:innen freigegebenen Informationen aus dem ORCID-Record (das jeweilige individuelle ORCID-Profil als eigenständiger Datensatz) automatisch ausgefüllt und die Werke eindeutig mit ihnen verknüpft werden können. Somit wird der administrative Aufwand für die Forschenden gering gehalten und die Sichtbarkeit und Anerkennung der eigenen wissenschaftlichen Beiträge unterstützt. Darüber hinaus können die Wissenschaftler:innen ihren Publikationsoutput, der im ORCID-Record erfasst ist, direkt, automatisch und tagesaktuell in die Nachweissysteme der eigenen Einrichtungen übertragen (siehe Workflows, dazu auch Schrader et al. 2021b, 6).